Einleitung
Zum Propsteifestival in Johannisberg habe ich persönlich eine besondere (Schall-)Verbindung, da ich mich der Musik aufgrund der Berglage des Propsteischlosses und der fast ungebremsten Schalllinie zu meinem Haus schwer entziehen kann. Ich wohne nun seit fast 10 Jahren hier und es hat zeitlich oder wetterabhängig leider selten gepasst dort mal einen Blick zu riskieren, obwohl ich die Musik eigentlich gut finde.
Rückblick auf 2015: Der erste Besuch
Vor 2 Jahren wollte ein Bekannter eine heimische, hier weniger bekannte Fuldaer Metal-Band (Mercury Falling) sehen, was dann auch der ausschlaggebende Punkt war dem Festival mal einen Besuch abzustatten. Er erzählte mir, dass die Band (Mercury Falling) mit Edguy/Avantasia zusammen in der Nähe des Flugfeldes in Sickels seinen Proberaum hat. Nun waren wir also dort, und ich habe mir Mercury Falling angehört. Die Band betonte, dass sie sich wie „ein Fremdenführer durch ihr Programm“ fühle, da hier so wenig Leute wären und sie woanders wohl bekannter sind. Mal abgesehen davon, dass ich eine solche Aussage eher in eine narzistische Ecke stecke, war sie handwerklich recht gut und es hat metalmäßig ordentlich gegroovt. Ich habe mir auch anschließend eine CD gekauft, habe diese allerdings nie angehört, da ich wohl doch eher was mit der melodiösen Metalecke anfangen kann.
Was mich dann allerdings begeistert hat, war die Nachfolgeband „Kissin‘ Dynamite“, die ich vorher nicht kannte und die mich mit ihrem „Glam Metal“-Stil und ihren melodiösen, grellen Stimmen und coolen Gitarrenriffs begeistert hat. Aus diesem Grund kaufte ich mir auch ein Album über Amazon-Music, das ich im Auto dann einige Male hörte. Später sah ich dann, dass sie eine Woche nach dem Propsteifestival in München im Olympia-Stadion mit KISS und Metallica gespielt haben.
Rückblick auf 2016: Kann ich nichts zu sagen :/
Da hat mal wieder meine Urlaubszeit mit den Festivalzeit kollidiert und ich konnte 2016 nicht am Festival teilnehmen…
Ein anderer Bekannter von mir hörte zu diesem Zeitpunkt die durch Seiler und Speer angesagten österreichischen Rockbands, die im Stil eher durch handgemachte Musik mit echten Instrumenten (Kontrabass, Violinen…) und ihrem sprachlichem Akzent hervorstechen. Da hätte es sich doch super angeboten zu Django 3000 zu gehen, die auch mittlerweile auf größerem Festivals wie dem Open Flair 2017 spielen. Leider war mein Bekannter an dem Tag dann verhindert und ich kam gerade aus dem Urlaub zurück…
Das war der Festival-Samstag 2017
Nachdem ich am Freitag auf einen 40. Geburtstag eingeladen war, versuchte ich mich zunächst für den Samstag zu motivieren. Dieses Mal spielte am Samstag allerdings eine Coverband von Phil Collins/Genesis, welche vom Musikgenre her wohl doch eher das ältere Publikum anspricht. Ich hätte am Freitag lieber Speedswing gesehen, die mich durch ihre eingängigen YouTube-Videos überzeugt haben und noch so unbekannt sind, dass sie nicht mal einen Wikipedia-Eintrag haben :-).
Als Kind und Kegel dann im Bett waren und ich den Soundcheck hörte, fing ich allerdings an zu überlegen ob ich nun doch mal nach Johannisberg hochfahre oder nicht…
Dann warf ich den ersten Blick auf die Propstei-Webcam, welche mit 20-minütiger Verzögerung (das geladene Bild ist immer 20 Minuten plus/minus eine Minute alt) das Stalken des Festivalgeländes im Minutentakt erlaubt:
Ich konnte mich noch nicht sofort entscheiden, ob ich ein Phil Collins Cover unbedingt sehen möchte und verpasste daher die ersten 1.5h Stunden. Ich stieg ins Auto und fuhr dann die 5 Minuten, die ich von zu Hause aus brauche, hoch. Währenddessen hörte ich mir lautstark ein Manowar-Album an, denn ich stimme mich gerade auf die Manowar-Abschiedstour „The final battle“ ein :-).
Als ich oben ankam, gingen die ersten älteren Herrschaften schon wieder zum Auto. Ich fragte am Eingang wie lange die Band noch spielt, die meinten „so eine Stunde“, nahmen 10 EUR Eintritt von mir und wünschten mir viel Spaß.
Im Innenhof angelangt musste ich mich bei der Abenddämmerung erstmal von dem wunderschönen farbenprächtig, beleuchtetem Ambiente berieseln lassen:
Es war gerade Pause aber das alte Propsteischloss in schimmernden Farben fand ich sehr beeindruckend.
Es gab darüber hinaus eine Cocktailbar (hier der grün beleuchtete Stand), ein Getränkeverkauf und ein Stand mit Gegrilltem.
In der Mitte steht, wie bei jedem Konzert, das Licht- und Tontechnikzelt, dessen Veranstalltungstechnik von Musik Bode gestellt wird. In dem Musikgeschäft hatte mir mein Vater vor 20 Jahren damals meine erste Gitarre, die immer noch an meiner Wand hängt, gekauft :-).
Das Publikum war wie erwartet eher der Ü45-Generation zuzuordnen, daher gab es verdammt wenig Versuche für Stage-Diving-Aktionen.
Die Band selber bestand aus 11 Leuten, und hat ihr Programm in einer professionellen Qualität runtergezogen und versucht die Leute zu animieren (vorne waren auch schon einige Rollstuhlfahrer dabei).
Was ich an der Musik als Phil Collins-Laie beeindruckend fand ist, das man doch sehr viele 80er-Jahre-Titel kennt (ach das war auch von dem..?), obwohl ich nur Land of Confusion, Invisible Touch und „I can’t dance“ sofort zuordnet konnte. Im Allgemeinen hat mir die Band trotzdem gut gefallen. Das bischen Nieselregen (scheint ein Fluch über der Propstei zu den Festivalzeiten zu sein) hat dieses Mal kein bischen gestört.
Fazit zum Proposteifestival:
Das Propsteifestival findet in einem sehr schönen Ambiente statt und hat des öfteren auch Newcomer-Bands im Line-Up, die sich kurze Zeit später auch höherer Bekanntschaft erfreuen. Leider hatten die Veranstalter nicht jedes Jahr Glück mit dem Wetter, so dass das eine oder andere Festival mal indirekt ins Wasser gefallen ist. Durch seine Verlegung in die wärmere Sommerzeit haben sich diese Probleme mittlerweile relativiert. Ich würde eigentlich viel öfter zu den Bands vorbeischauen die mich interessieren, aber auch hier trifft mich der Propsteifluch regelmäßig.
Alles in Allem lohnt sich ein Besuch und ich kann eine Teilnahme auch aufgrund der günstigen Eintrittspreise wärmstens empfehlen :-).