Mindestens 20 gute Gründe um Facebook zu verlassen…?

Vorwort

Hallo lieber Besucher!

Ist es erlaubt einen Alltagsbestandteil, der regelmäßig seinen Platz in hiesigen Medien wie der Tagesschau einnimmt, zu hinterfragen?

Ja, auf jeden Fall! Ich möchte Dir als ehemaliger Vielnutzer meine gewonnene Erkenntnis in diesem Artikel näher bringen. Gerade wenn Du der Meinung bist, du verbringst zu viel Zeit im virtuellen Raum, der für den konservativen, durchschnittlich 45-jährigen Orthonormalverbraucher bereits etablierter Standard ist, solltest Du dir meinen Artikel in Ruhe durchlesen.

Seid ihr genervt durch das stetige Wachstum der Anzahl an Moralisten (z.B. Hobby-Datenschützer…)? Durch das Meiden von Facebook entgeht man der voranschreitenden Moralisierung von Social Media. Ohne Moral geht es nicht. Aber wir moralisieren alles – und das ist falsch. Nun kann keine Gesellschaft (oder Facebook-Bevölkerung) ohne Moral funktionieren – also ohne einen Kodex, der das Verhalten jenseits des Gesetzes normiert. Diesen Kodex nennen wir Anstand.

Ich halte Facebook für eines der größten Irrtümer unserer IT-affinen Gesellschaft, ebenbürtig eines Lasters wie dem Rauchen. 

Wenn die Leute es dafür nutzen, wofür es vorgesehen ist, ist es wie Big Brother oder Reality TV auf RTL2 mit Daniela Katzenberger oder den Geissens – und Du bist der C-Promi.

Ob Du jetzt im Urlaub warst, auf einem Festival, beim Sport machen, beim Musik machen, beim Wandern oder einfach am Relaxen… Du teilst Deine Impressionen und fragst Dich zugleich, ob das jetzt zu viel Selbstdarstellung war? Beobachtest Du manchmal akribisch die Anzahl Deiner Likes und überlegst wen du zurückliken solltest oder gar musst? Findest Du das sogar jämmerlich? Ist anderen Personen bereits aufgefallen, dass Du sehr oft auf Facebook bist? Teilst Du öfters Artikel um dazu beizutragen, dass der News-Feed Deiner Freunde zu einer besseren Tageszeitung wird? Lacht Dich der Teilen-Button ständig an? Glaubst Du, das macht Dich interessanter? Brauchst Du Aufmerksamkeit?

Wenn Du zumindest eine Dieser Fragen bejast, unterliegst Du einem Zwang der Dich ein Stück Deiner Freiheit beraubt. Ich möchte Dir mit ein paar Fakten zeigen, dass man sich viel besser und freier fühlen kann, wenn man Facebook meidet ohne es jemals zu vermissen.

Probiere es einfach mal aus und lege den Stress, den Du Dir selber auferlegst hast, ab.

Falls Du jetzt nicht neuguerig geworden bist, solltest Du jetzt aufhören diesen Artikel zu lesen.

Die scheinbar veralteten Einkanalmedien wie Rundfunk, Fernsehen und Zeitungen rühren heftig die Werbetrommel, indem sie auf ihre eigenen Facebookpräsenzen verweisen und mit Schlagzeilen über Datenschutz, Cybermobbing, das Geschäftsmodell und lachsem Umgang mit persönlichen Informationen Facebook ständig thematisieren. Facebook ist die eierlegende Wollmilchsau unter den Socialmediadiensten und sammelt daher jede Zielgruppe. Der Trend in unserer aufgeklärten Gesellschaft geht aber wohl eher zu Microservices wie Instagram, Snapchat, Xing/LinkedIn… also Plattformen die nicht vorgeben alles zu können und ihre Möglichkeiten/den vorgesehenen Verwendungszweck/ihre Intention auf eine Zielgruppe einschränken. Die meisten Leute kommunizieren lieber gezielt, anstatt nur „auf Facebook zu sein“.

Du bist auf dieser Seite gelandet, weil Du darüber nachdenkst, Facebook zu verlassen. Es gibt viele aktive Facebook-Nutzer, die schon einmal den Entschluss gefasst haben, Facebook zu verlassen. Es gibt aber auch genug passive Facebook-Nutzer, die sich ihrer virtuellen Existenz gar nicht mehr bewusst sind. Letztere können dermaßen unbewusst Facebook anwenden, dass sie angeblich gar nicht mehr wissen, woher ihre Informationen über eine andere aktive Person stammen. Sie sind über Deine Facebookaktivitäten informiert, gehören aber zu der Gruppe der Nicht-Poster und Nicht-Liker. Wenn Sie sich mal als Facebooknutzer outen, erkennt man Sie an solchen Sätzen wie:

  • „Ich nutze Facebook nur als Veranstaltungskalendar, ich poste da nichts!“
  • „Ich nutze Facebook nur als Geburtstagskalendar, ich poste da nichts!“
  • „Ich nutze Facebook nur als ….., ich poste da nichts“
  • „Für mich ist Facebook Unterhaltung, ich poste da nichts!“
  • „Facebook wird doch nur aktiv von Singles genutzt.“

Der typische „Ich-habs-nicht-nötig-Typ“ hat mit Facebook abgeschlossen, geht aber nicht den Schritt seinen Account zu löschen… Warum weiß er selber nicht. Aber offensichtlich hat er Angst etwas zu verpassen!

Besonders interessant sind Aussagen von Facebook-Kritischen, wenn man wissen möchte, woher sie trotzdem wissen, was man selber gepostet hat. Dann kommen häufig solche Erklärungsversuche:

  • „Ich hab mich bei Facebook schon seit Jahren nicht mehr eingeloggt, aber ich bekomme ja ständig Mails wenn du was postest auf eine eMail-Adresse die ich ehe nur ganz selten abrufe…“

Nicht selten hat diese Personengruppe, die ich gerne als E-Zombies bezeichnen möchte, ihren Chat-Status deaktiviert und ihre Privatsphäreeinstellungen dermaßen eingeschränkt, dass sie für den aktiven Nutzer, der seine Wahrnehmung auf den News-Feed oder aktive Chatpersonen fokussiert, ganzheitlich unsichtbar sind. Der E-Zombie ist allerdings klar differenziert zum Smombie (Smartphone Zombie) zu betrachten, da er in der Regel nicht die Ehrlichkeit besitzt in der Öffentlichkeit Facebook zu nutzen.

Die Gründe für den Austritt aus Facebook sind oftmals unterschiedlich, je nachdem welcher der folgenden beiden Nutzergruppen man am ehesten zugeordnet werden kann:

Der aktive Exhibitionist: Er postet und teilt gerne Beiträge.
Der passive Stalker: Er postet nie etwas, sondern liest Beiträge.

Jeder dieser Typen hat unterschiedliche Gründe warum er bei Facebook ist, wobei der Stalker dem aktiven Facebook-Nutzer unzweifelhaft weniger Angriffsfläche bieten kann, denn er bietet dem passivem Nicht-Poster und Nicht-Liker die gleiche Bühne wie die Teilnehmer des Dschungelcamps dem Realitiy-TV-Gucker. Der einzige Unterschied ist, dass er sich unentgeltlich zur Schau stellt und nicht wie Gina-Lisa Lohfink 190.000 EUR dafür bekommt. Es kann ja auch nicht jeder so klever sein wie Gina-Lisa oder?

Ist nun der Facebook-Stalker besser dran als der Facebook-Exhibitionist? Nein! Wer sich schon einmal mit der Kunst des Glücklichseins befasst hat, weiß dass der Zugang zu dieser durch bestimmte Verhaltensregeln ermöglicht werden kann:

Könnten wir den Irrglauben haben, dass unser Facebookkonto einen Teil unseres Glücklichseins bestimmt? Trägt Facebook dazu bei, dass wir unser Leben mit anderen Personen vergleichen? Leben wir im jetzt, wenn wir über die Beiträge anderer Nutzer scrollen? Bewundern wir die anderen Menschen und macht uns das glücklich?

Wenn man den Entfernungsgrad einer Facebookfreundschaft gewichtet, kann man anhand der folgenden Matrix die Wirkung von Beiträgen auf den „Empfänger“ eines Postings abschätzen:

nutzermatrix

Wir schauen uns diese 4 Quadranten an und überlegen uns ob wir in der Rolle des Posters (Sender) oder des Lesers (Empfänger) sind und welche Wirkung ein Beitrag von uns/auf uns hat.

Zusätzlich existieren noch weitere Faktoren:

  • Als Empfänger: Ist mir die postende Person sympathisch? Kann sie etwas machen, was mich unzufrieden macht? Könnte ich neidisch auf die Person sein? Komme ich auf die Idee, ihr Leben mit meinem Leben zu vergleichen?
  • Als Sender: Mag mich die lesende Person? Kann ich etwas machen, was diese Person beeindruckt? Sind wir gleichgesinnte? Finden wir die gleichen Dinge interessant? Bekomme ich echte Anerkennung in Form von Likes und Kommentaren, für das was ich bin?

Kommt es nicht auch auf das an, was man postet?

Ich persönlich würde mich eher in die Gruppe der aktiven Spaßnutzer eingliedern, die auch gerne über sich selbst lachen können. Ich liebe Situationskomik und finde auch die Vorstellung lustig, etwas zu posten wo andere mitlachen könnten. Ich teile gerne Musik, die ich gut finde und habe teilweise auch versucht, mit selbstgemachter Musik Leute zu erreichen. Ich wollte meine Musik nicht verkaufen, sondern lediglich meine Leidenschaft für das Musikmachen teilen, wodurch ich mir auch Anerkennung erhoffte.

Leider habe ich mit diesem Verhalten auch schon sarkastische Reaktionen unter Arbeitskollegen und entfernteren Bekannten ausgelöst, die eher dazu neigen selbstdefinierte Benimm-Dich-Regeln und Moralvorstellungen im Kreis selbsternannter Datenschutzexperten zu erörtern, anstelle sich über die Qualität meines Esprits zu amüsieren oder sich meiner Musik zu erfreuen ;-).

Wie sind wir überhaupt bei Facebook gelandet?

Viele Facebook-Nutzer in meinem Alter waren vorher Mitglied der Social Networking Plattform StudiVZ, die sich in Ihren Anfängen in Deutschland einer weitaus größeren Bekanntschaft als Facebook erfreute. StudiVZ wurde kommerziell und für viel Geld an den Axel Springer Verlag verkauft. Ich erinnere mich an eine Empörungswelle, die einer neuen AGB geschuldet war, welche als Inhalt die Nutzer-Zustimmung für personenbezogene Werbung forderte. Diese AGB’s wurden in StudiVZ-Gruppen boykottiert und bedeuteten für die Meisten das Öffnen der Büchse der Pandora.  Ab diesem Zeitpunkt gab es noch weitere Netzwerke wie „Wer-kennt-wen“, „Lokalisten“ usw…, die sich anfänglich großem Zuspruch erfreuten. Sie alle konnten ihre Position leider weder ausbauen, noch halten.

Die Konsequenz war eine Abwanderungswelle zu dem wesentlich unsichererem, aber angesagterem Facebook-Netzwerk. Der Datenschutz war wirklich grauselig, es gab teilweise solche Anzeigen wie

Die folgenden Ihrer Facebook-Freunde haben bei Doc Morris „Die Pille danach“ bestellt (überspitzt)…

oder

Die folgenden Ihrer Facebook-Freund spielen Starcraft II…

Diese Nachrichten verschwanden nach einiger Zeit, und nachdem meine Generation als vermutlich erste Facebook erorbert hatte, kamen viele jüngere aber auch wesentlich ältere Nutzer hinzu. Im Allgemeinen ist der Alterdurchschnitt bei Facebook stark angestiegen. So liegt er seit 2015 bei stolzen 45 Jahren.

Jüngere Generationen lehnen bereits den Beitritt zum mächtigsten Social Network ab, denn wer teilt schon gerne Beiträge, die von den eigenen Eltern gelesen werden?

Gründe für den Ausstieg aus Facebook

Vermutlich haben die meisten modernen Eltern eine Absprache mit Ihren Kindern, dass sie sich gegenseitig nicht in Ihre Freundesliste aufnehmen.

Kontolliere ich hingegen mal bewusst meine Freundesliste, sehe ich eine über ein Jahrzehnt historisch gewachsene Kontaktanhäufung, die aus einer Zeit stammt, in der man an einer Hochschule studiert hat und einfach Kontakte gesammelt hat. Da sind sowohl Leute dabei, mit denen man eigentlich nie, als auch Personen, mit denen man schon länger nicht mehr zu tun hatte dabei.

Man sieht ein paar alte Klassenkameraden und Freunde, die offensichtlich einen starken Persönlichkeitswandel hinter sich haben. Diese wohnen mittlerweile großräumig verteilt in ganz Deutschland, man hatte jahrelang keinen Kontakt mehr und es ist fragwürdig ob man diesen jemals wieder bekommt oder gar benötigt.

Dann gibt es noch einige Arbeitskollegen aus dem Konzern, in dem ich seit ca 10 Jahren arbeite, die inzwischen in andere Abteilungen und Gebäuden ansäßig sind und die ich auch seit Jahren nicht gesehen habe. Teilweise besteht sogar ein Auftraggeber- oder Kundenverhältnis mit diesen Abteilungen.
In einer dieser Abteilungen erlebte ich mit, wie sich sowohl die Vorgesetzten als auch Kollegen über das Aussehen von Azubinen über Facebook informierten, bevor diese in die Abteilung kamen. Einige Azubinen hatten auch sehr offenherzige Bilder von sich, die man als Mann natürlich gerne anschaut.
Desweiteren gibt es auch Arbeitskollegen aus dem näherem Umfeld und dem gleichem Bereich, die aber in einem anderem Gebäude sitzen. Wenn man dann am Frühstückstisch mitbekommt, das diese sich über die eigenen, geteilten Facebookinhalte unterhalten, oder man über Dritte mitbekommt, das sich darüber unterhalten wurde, bekommt man ein leicht paranoides Gefühl, da sehr karrierebedachte Kollegen konkurrierend das Herablassen von anderen Kollegen verwenden um den eigenen Status  vor Vorgesetzten zu erhöhen oder zu festigen.

Nachdem die Anfangseuphorie und Neugierde auf Facebook verblasst war, entwickelten sich individuelle Moralvorstellungen und undokumentierte Benimm-Dich-Regeln über das Teilen und Posten von Beiträgen. Es ist nicht mehr cool und datenschutzmäßig ein Desaster alles zu posten. Die gesellschaftliche Auffassung und der Ruf über aktive Facebook-Nutzer hat sich in der Form geändert, dass die Ursprungsidee teilweise nicht mehr erkennbar ist.

„Ich poste da nichts, ich benutze Facebook nur als Geburtstagskalendar!“

„Ich nutze Facebook nur, um mich über Veranstaltungen zu informieren, ich poste da nichts…“

Weiß noch jemand was der vorgesehene Verwendungszweck von Facebook war? Man muss dazu nur einen Blick auf das Feld werfen, in dem in grauer Schrift als Wasserzeichen der Text „Was machst du gerade?“ steht.

Das Posten von Beiträgen auf Facebook dient auf einmal nur noch der Selbstdarstellung und Befriedigung der eigenen Profilsucht. Es gibt genügend „Anstand-Wau-Wau’s“ die die Selbstdefinition von Benimm-Dich-Regeln, Posting-Moral und Netiquette (diese kennen das Wort meistens nicht) zu Ihrer Tagesordnung gemacht haben und dabei eine stille, passive Stalker-Rolle einnehmen. Diese Art von Nutzer fühlt sich oft als Datenschutzexperte und belehrt mit erhobenem Zeigefinger die aktiven Nutzer mit dem Umgang ihrer eigenen personenbezogenen Daten.

„Du hast WhatsApp? Lösche mich aus deinem Adressbuch, sonst hat Facebook meine Nummer auch! Nutze am Besten Threema“

Durch meine IT-Affinität und die Nutzung von Social Networking Diensten wurde mir mal unterstellt, ich wäre ein potentielles, passendes Mitglied der Piratenpartei. Dabei halte ich von solcher Datenschutz-Panikmache überhaupt nichts. Ich habe doch nichts zu verbergen …

Nun ist mir im Laufe der letzten Jahre der immer unpersönlicher gewordene News-Feed übel aufgefallen. Da gab es doch mal eine Zeit, an der Leute Urlaubsfotos und persönliche Ereignisse teilten. Solche Beiträge werden mir nur noch sehr selten angezeigt. Der News-Feed besteht fast nur noch ausschließlich aus Rauschen:

  • Empfohlene Beiträge
  • Polarisierende politische Meinungen
  • Sprüche, die in Form von Bildern mit großem Text geteilt oder gelikt werden
  • Geteilte Artikel vom Postillion, Focus, Spiegel, Welt und Stern

Jetzt habe ich auch von den Möglichkeiten gehört, den News-Feed anzupassen, aber ich möchte gerne einen News-Feed haben, den alle Nutzer gleichermaßen wie ich sehen. Ich will keine Beiträge von Nutzern sehen, die meine nicht sehen/nicht sehen wollen. Ich will diese auch nicht liken. Aber woher soll ich wissen wer meine Beiträge sieht und wer nicht? Da läuft ein Social-Algorithmus, der für mich entscheidet welche Inhalte ich sehen will und welche Inhalte andere von mir sehen. Ich habe keine Ahnung nach welchen Kriterien dieser funktioniert, sondern lediglich das er ein Geheimnis von Facebook bleibt. Wie oft hat man sich schon über die Reihenfolge der Freundesliste Gedanken gemacht? Da gibt es angeblich einen internen Interaktionsgrad, der diese Liste ordnet. Dieser Interaktionsgrad ist davon abhängig, wie oft man jmd. liket, von ihm geliket wird, mit ihm chattet und wie häufig dieser in Facebook online ist. Facebook behauptet steif und fest, er würde nichts damit zu tun haben, wie oft jemand das eigene Profil besucht. Kann man das glauben? Ich habe eine hochgerankte Person in meiner Liste, die niemals etwas von mir liket und mit der ich nur einmal gechattet habe. Warum sollte man jemanden in der Freundesliste ganz oben anzeigen, wenn dieser häufig online ist? Sind andere nicht mehr so häufig online? Bin ich alleine? Verlassen die Ratten das sinkende Schiff und sitze ich bald isoliert vor einem konfus generiertem News-Feed?

Befragt man Google nach der Anzahl aktiver Nutzer in Facebook, stolpert man über einige Artikel, in denen Facebook zugibt, es habe seit längerer Zeit Probleme mit einem prozentual immer größer werdenden Anteil inaktiver User. Die aktiven Nutzer werden immer weniger, die Anzahl passiver Nutzer steigt. Ich würde dieses Phänomen hauptsächlich der Ablehnung des Postens persönlicher Inhalte zuschulden.

Wenn man nun die unzähligen Stunden aufrechnen würde, die man in Facebook verbracht hat, würde man die verschwendete Lebenszeit für etwas sinnvolles nutzen? Wer saß schon fiebernd vor einem gerade veröffentlichtem Beitrag und hat im Dauerfeuer die F5-Aktualisierungstaste gedrückt um die Reaktion auf einen Beitrag zu sehen? Drückt einer auf den „Gefällt mir“-Button oder schreibt einen Kommentar?

Wer hat sich schon über die ausbleibende Reaktion von „Freunden“ auf eigene Beiträge geärgert, obwohl man auf deren Beiträge öfters reagiert hat? Ich habe sogar schon mal einen angesprochen, den ich markiert habe, ob er den Artikel nicht wenigstens Liken will, damit andere in meiner Liste nicht denken ich würde konfusen Kram posten… es handelte sich um einen Fachartikel, den nur er verstehen konnte. Ich wollte damit vermutlich anderen Usern zeigen, dass wir uns für wissenschaftliche Dinge interessieren.

Wer hat sich schon mal über Personen gewundert, die einem in Facebook hinzugefügt haben, aber niemals auf gepostete Beiträge reagieren? Was bezwecken diese Leute damit?

Hat schon mal jemand die Erfahrung gemacht, wie uncool es sein kann im echten Leben auf Facebook-Postings angesprochen zu werden, die im Kontext von Facebook lustig waren? Was denkt sich diese Person? Ich habe damit mal eine Arbeitskollegin verärgert, die ich beim Weißwurstessen in der Kantine auf ihr Oktoberfest-Dirndl im Facebookprofil ansprach. Sie erzählte mir, dass sie keine Weißwurst mag und ich meinte: „Das hätte ich von dir nicht gedacht als ich dein Facebook-Profil gesehen hatte!“. Am nächsten Tag stellte ich fest, dass sie mich aus Ihrer Liste entfernt hat. Ich hatte am Arbeitsplatz mal ein Video mit dem Smartphone aufgenommen, in dem ich einen Stift mit einem Gummi weggeschossen hatte, welches an einem Firmen-Notizblock dran war. Ohne dieses Video zu erwähnen zeigte ich dies einem älterem Kollegen der auf einmal sagte: „Das hab ich doch schon auf einem Video gesehen!“. Ich hab dann erstmal gar nichts gesagt. Er dann wieder: „Hast Du davon ein Video gedreht?“. Ich habe dann gefragt: „Wer hat dir das denn gezeigt?“. Er darauf: „Das weiß ich nicht mehr aber ich hab das gesehen!“. Ich dann verlegen: „Das hab ich ja schon gelöscht!“. Ich hatte dies wirklich am Vorabend entfernt, da meine Frau zu mir sagte, ich solle keine Videos von der Arbeit posten, weil das andere ja auch nicht machen und was ich denn davon hätte… Ich hab dann nur gehofft dass das nicht an den Datenschutzbeauftragten, der auch Material mit dem Umgang von Social Media austeilte, gegangen ist.

Dann gibt es in Anlehnung daran die Situation, das man an einem Tisch erzählen möchte, was man am Wochenende gemacht hat und der Gesprächspartner erwidert: „… hab ich schon bei Facebook gesehen“! Wenn man viel bei Facebook postet muss man gar nichts erzählen, denn es lesen ja scheinbar doch mehr Leute, als man denkt.

Kennt jemand die Situation, in der man eine Freundschaftseinladung von einer Person erhält, mit der man eigentlich gar nichts persönliches teilen möchte, aus gesellschaftlicher Sicht aber gezwungen ist die Einladung zu akzeptieren? Z.B. handelt es sich bei der Person um einen Vorgesetzten, einen Zyniker oder einen sarkastischen, polemischer Mensch. Wie würde dieser reagieren, wenn man nicht auf den Bestätigen-Button klickt? Was würde er denken? Wäre er böse und hätte das Nachteile in meinem Leben?

Hat schonmal jemand einen Bekannten bei einem Kinobesuch markiert, der sich dann mit „Jaja – ganz toll!“ geärgert hat? Oder hat jemand eine andere Person auf einem Spruch markiert, den er lustig fand und wurde anschließend darum gebeten die Markierung wieder zu entfernen? Habe ich alles schon erlebt ;-).

Nachdem ich nun viele negative Erfahrungen geschildert habe, müssen wir uns auch mal fragen, ob es nicht auch Gründe gibt bei Facebook zu bleiben.

Gründe bei Facebook zu bleiben

Wie ich bereits eingangs erwähnte, bin ich ein großer Freund von Situationskomik und allgemeinem Quatsch-Postings. Ich liebe es etwas zu posten, was ich lustig finde und freue mich auf die Reaktion von anderen Facebooknutzern.

Ich freue mich beim Posten von Beiträgen zu bestimmten Hobbythemen auf Gleichgesinnte zu treffen oder andere Außenstehende dafür zu begeistern.

Ich nutze Facebook für die Pflege von sozialen Kontakten in Zeiten, in denen sich i.d.R. die wenigsten um einen Telefonbucheintrag reißen.

Ich liebe die einfache Anmeldung über den Facebook-Loginbutton bei anderen Diensten wie z.B. Soundcloud, Instagram oder Stackoverflow. Man erspart sich dadurch das nochmalige Anmelden an der Seite, da man im Hintegrund zumeist ehe bei Facebook eingeloggt ist. Außerdem muss man bei der erstmaligen Registrierung die persönlichen Daten nicht nochmals eintippen, da diese bereits bei Facebook gespeichert waren.

Seitdem ich Facebook habe vergesse ich selten Geburtstage und gratuliere sogar entfernteren Bekannten, von denen ich mir niemals einen Geburtstag notieren würde. Ich bekomme im internationalen Umfeld sogar den Geburtstag von Arbeitskollegen in anderen Ländern mit und kann dieses Wissen z.B. bei Videokonferenzen anbringen, indem ich andere Kollegen vorinformiere.

Durch meine mobilen Uploads habe ich viele Erinnerungsfotos und Beiträge gesammelt, die mir die zeitliche Dimension (wann war was?) von Ereignissen dokumentieren. Ich habe auf Facebook Ereignisse wie meine Hochzeit, die Geburt unseres Sohnes und vergangene Urlaube gepostet. Ich kann mit Datum genau sagen, wie lange ein Urlaub schon her sind.

Vorgehensweise

So sind wir also an dem Punkt angekommen, an dem wir über die Beendigung unserer virtuellen Facebook-Existenz ansatzweise nachdenken. Natürlich sind wir uns noch nicht ganz sicher und möchten unsere gesammelten Erinnerungen nicht verlieren. Der beste technische Weg wäre daher das „Deaktivieren“ unseres Kontos.
Dies erreichen wir rechts oben durch das Anklicken des Nach-Unten-Pfeils und der Auswahl von „Einstellungen“. Auf der linken Seite erscheint ein Navigationsmenü, in dem wir den Punkt „Sicherheit“ auswählen. Auf der rechten Seite erscheint der Link „Deaktivieren des Kontos“ wo wir auf „Bearbeiten“ klicken und den Anweisungen am Bildschirm folgen.

Wir verlieren hierdurch nichts, sondern unser Konto wird lediglich unsichtbar in der Suche und das Profil ist nicht mehr anklickbar. Unsere Beiträge, Likes und Kommentare werden verschwinden, tauchen aber beim Reaktivieren wieder auf.
Das Reaktivieren ist leider sehr einfach: Man muss sich lediglich mit seinem alten Passwort wieder anmelden. Daher empfehle ich dringend das Passwort vorher auf eines zu ändern, das man sich nicht merken kann und dieses auf einen Zettel zu schreibe, den man in einer Schublade gut versteckt. Es kann Situationen geben, bei denen wir unser Facebookkonto wieder brauchen. Wenn wir uns auf anderen Seiten wie Soundcloud, Stackoverflow, Instagram… usw… einen Account mit dem Facebookloginbutton angelegt haben, gibt es oft keine andere Möglichkeit an diese ranzukommen.

Sollten wir nach ein paar Monaten unser Facebook nicht vermissen, können wir im nächsten Schritt das Profil dauerhaft löschen, wobei alle unsere Inhalte verloren gehen.

Technische Probleme beim Dekativieren des Kontos

Seiten, die den Facebooklogin nutzen, reaktivieren den Account beim Einloggen. Wenn man z.B. Musik auf Soundcloud hochgeladen hat, kann man auf diese erst wieder zugreifen, wenn man sich über den Facebook-Login Button einloggt. Danach muss man sein Facebookkonto wieder deaktivieren.

Manche Nutzer haben Facebook-Seiten angelegt, die sie entweder löschen oder an einen anderen User (als Administrator) übertragen müssen bevor sie das Konto deaktivieren können.

Das Experiment kann beginnen

Tag 1: Ich habe mein Facebookkonto deaktiviert und versehentlich ein paar mal wieder aktiviert, als ich mich bei Soundcloud eingeloggt habe. Bisher hat mich noch keiner darauf angesprochen oder vermisst. Ich habe mein Passwort in ein kryptisches geändert, so dass ich nicht auf die Idee komme mich unkontrolliert einzuloggen.

Tag 2: Ein Bekannter hat sich beschwert, das ich nicht mehr bei Facebook bin und er mich gerade angeschreiben wollte, weil er jemanden braucht, der ihm gelegentlich bei seiner Firma aushilft (mittlerweile hab ich bei ihm monatlich einen guten Nebenverdienst… )

Tag 24: Mein Geburtstag … eigentlich würde ich jetzt andauernd auf Facebook schauen wer mir gratuliert hat … am Ende waren es ca 15 Leute anstelle von 150 🙂

Tag 53: Als Placebo poste ich gelegentlich ein Bild auf Instagram, vermissen tue ich Facebook nicht. Vermutlich war der News Feed bei mir bereits ehe zu konfus, als das ich soziale Kontakte vermissen könnte 🙂

3 Gedanken zu „Mindestens 20 gute Gründe um Facebook zu verlassen…?“

  1. Habe den Artikel nur überflogen, ist aber gespeichert zum später lesen.
    Eins vorweg, ich bin vor 2 Jahren „ausgestiegen“. Es geht 😉

    Guten Rutsch schon mal und bis bald mal hoffentlich.

    1. Danke, das wünsche ich Dir auch. Man kann übrigens Instagram, Soundcloud und Stackoverflow von dem Facebook-Login abkoppeln…

      Ich hatte vor 3 Tagen (also am 27. Dezember) Geburtstag und musste feststellen das mir diesmal nur ca 15 anstelle von 150 Leuten gratuliert haben ;-). Vorher hatte mein Hotmail-Konto alle Geburtstage von Facebook abgesaugt, so dass ich sie jetzt in meinem Outlook-Kalendar drin hab. Da sind natürlich auch einige Geburtstage von Leuten die mich gar nicht interessieren, die sollte ich mal aufräumen…

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